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Letzte Änderung:
08.03.2024 19:29:26
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Witaj

Zu DDR-Zeiten gab es den Vorläufer des WITAJ-Kindergarten schon. "Man mußte das Rad nicht neu erfinden."
Es war eben selbstverständlich, daß Kinder bis zum Schuleintrittalter einen kleinen Wortschatz in sorbischer Sprache mitbekamen. Dies begann mit der morgendlichen sorbischen Begrüßung, sorbischem Beginn der Mahlzeit, sorbisch in Beschäftigungsgruppe mit Begriffen und Bildgeschichten, der Vorbereitung und Pflege sorbischer Bräuche wie der Vogelhochzeit, dem Zampern und dem Eiermalen, dem Walleien und dem Einstudieren sorbischer Tänze, Gedichte, einem Theaterstück und Lieder bis zum Auftritt auf Festivals, Schulweihnachtsfeiern, Renternweihnachtsfeiern etc. 

Im Jahr 1993 wurde das Gesetz zur Förderung von Kindereinrichtungen im Freistaat Sachsen verabschiedet. Man unterscheidet 2 verschiedene Ansätze, einerseits wird die muttersprachliche Entwicklung der Kinder gefördert und andererseits wird in sorbisch-teilsprachigen Kindergärten das Erlernen und Vertiefen der sorbischen Sprache und die Vermittlung der sorbischen Kultur und Tradition vollzogen.

Kindertagesstätten und Einrichtungen mit Vollsprachigem Profil

Es gibt ca. 10 sorbische Kindertagesstätten in der sorbischen Oberlausitz, die von etwa 600 Kindern besucht werden.

Kindertagesstätten und Einrichtungen mit deutsch-sorbischem Profil

Diese Kindertageseinrichtungen werden von Kindern deutschsprachiger Familien als auch von Kindern aus einem zweisprachigen Haushalt besucht. Die dort tätigen Fachkräfte müssen das Sorbische aktiv beherrschen und anwenden können. Es gibt im Dreieck zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda zweisprachige Kindertagesstätten, in denen deutsche und sorbische Kindergruppen betreut werden. Gegenwärtig besuchen ca. 900 Kinder 21 solche Einrichtungen.

Zum Projekt WITAJ

Um den Assimilierungsprozeß der obersorbischen und niedersorbisch/wendischen Sprache aufzuhalten, wurde im Jahr 1998 ein Sprach­erwerbsmodell im frühen Kindesalter gestartet. Dabei bedient man sich einer speziellen Methodik, des »Eintauchens« der Kinder in die sorbisch- bzw. wendischspracbige Umgebung - der Immersionsmethode. Diese stammt aus Kanada und wurde von einigen kleinen Völkern in Europa, so zum Beispiel von den Bretonen im Nordwesten Frankreichs, erfolgreich übernommen. WITAJ heißt »Willkommen«, und so werden sorbische und deutsche Kinder gemeinsam in speziellen Sprachgruppen betreut und befähigt, später sorbische Klassen bzw. Schulen zu besuchen. Damit kann die perfekte Zweisprachigkeit dieser Kinder erreicht werden und das Erlernen weiterer Sprachen ab der 5. Klasse wesentlich schneller und leichter erfolgen. Sorbisch- und deutschsprechende Kinder sind gegenüber ihren ein­sprachigen Mitschülern intellektuell und bildungsmäßig im Vorteil. Sie können sich mit Tschechen und Polen sowie Angehörigen anderer slawischer Völker leichter verständigen und haben später einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt in Gst und West. Die bikulturelle Besonderheit der Lausitz wird von einer wachsen­den Zahl von Eltern erkannt und bewußt genutzt. So wurde die erste Kindertagesstätte nach diesem WITAJ-Modell in Sielow (heute ein Stadtteil von Cottbus) im Land Brandenburg mit 12 Kindern in niedersorbisch/wendischer Sprache gestartet und am 1. März 1998 in die Trägerschaft des Sorbischen Schulvereins übernommen. Inzwischen gibt es 6 dieser WITAJ-Kindertagesstätten in Orten der Ober- und Nieder­lausitz. Das Interesse der Eltern am Modellprojekt wächst. Damit wird ein Revitalisierungsprozeß der sorbischen Sprache und Kultur angeregt.

Mehr Infos erhalten Sie über den Sorbischen Schulverein