Viele Bräuche aus der Schleifer Region sind aus der ersten Hälfte bis Ende des 19 Jh. bekannt durch Schilderungen bekannter Leute aus der Gegend wie Callenberg, Welan, Schulenburg, Hano-Hantscho, Njepila. Ein kleiner Film verdeutlicht die Lebendigkeit des sorbischen Lebens um 2010 etwa.
(++) lebendig jedes Jahr
(+) lebendig aber nur alle Jahre
(-) gab es früher mal, ist in der Erinnerung vieler noch lebendig
(--) gab es ganz früher mal, war überliefert und ist heute aber nicht mehr gelebtes Brauchtum
Betrachtet man die sorbischen Bräuche im Jahreslauf, so buk man zu Jahresbeginn "Neujährchen", um damit die Tiere zu füttern. (+)
Gemeinde- und Vereinsversammlungen zur Dreikönigszeit um den 6.1. auf denen auf das vergangene Jahr zurückgeblickt wurde, Dorfgericht gehalten wurde und die neuen "Schulzen" und "Vereinshäuptlinge" gewählt wurden. Heute werden die Vorstandsitzungen von einigen Vereinen heute noch als eine Art Gromada/Woklabnica abgehalten. (+)
Nun folgt die Osterzeit. Hier finden Sie im SchIeifer Kirchspiel zahlreiche Beispiele lebendiger Brauchtumspflege.
Bekannt ist dieser Brauch bereits aus dem 18. Jh. und wurde öffentlich 2004 von den Kantorki mit den Kindern der WITAJ-KITA Rohne gezeigt. Der erste Spieler legt ein Ei in die Grube. Der nachfolgende Spieler muß versuchen, mit seinem in die Grube kullernden Ei das erste Ei zu treffen. Verfehlt er es, so bleibt auch sein Ei dort liegen und der nächste Mitspieler ist an der Reihe. Trifft er es, so darf er das getroffene Ei behalten und sein Ei wieder herausnehmen oder er bekommt - so ist es allgemein üblich - ein Geldstück oder ein Bonbon. Außerdem darf er das Spiel solange fortsetzen, bis es ihm mißlingt... (-)
Ein Brauch, der sich weit weniger Begeisterung rühmen darf, ist der Schabernack in der Osternacht. Sein Ursprung liegt darin, daß junge Burschen bei unverheirateten Mädchen Aufmerksamkeit erreichen wollten, indem sie auf den Gehöften den Standort einiger Einrichtungsgegenstände verändern. Man sah in den 70er und 80er Jahren am Ostersonntagmorgen mal einen Kinderwagen auf dem Schornstein oder ein Strohwagen welcher in den Dorfteich geschoben war. Anderer Blödsinn war, daß die Jugendlichen an entsprechenden Orten Zäune aushängt hatten. Dies gab es bis in die heutige Zeit noch in Schleife, Groß Düben und Halbendorf. (+)
Üblich um die Osterzeit waren auch das Baiern in der Osternacht (Junge Männer kletterten auf den Kirchturm und läuteten die Glocken). (--)
Zeitzeugen berichten vom Osterschiessen in Rohne nach dem ersten Weltkrieg: "Das Osternachtschießen mit ein oder zweiläufigem Stopper (Vorderlader mit Zündhütchen), war üblich." (--)
Als Beutebrauch ist dies in den 2010er Jahren nach Halbendorf aus dem brandenburgischen Lieskau übergeschwappt. Symbolisch wird der Winter verbrannt. Es verhält sich wie mit dem Hexenbrennen. In sehr trockenen Perioden ist es in unserer Gegend verboten größere Feuer zu machen. Die Feuerwehr ist als Brandwache immer dabei um ein Übergreifen der Flammen auf Felder und Wälder oder ein Wiederauflodern der Flammen am nächsten Tag zu verhindern.(+)
Jedes Patenkind erhält in seinem Patengeschenk, zu dem auch die geflochtene Ostersemmmel, Pfefferkuchen und ein Obolus für die Sparbüchse gehören, drei dieser reich verzierten Ostereier mit den Wünschen für Gesundheit, Glück und Wohlergehen bis zum nächsten Osterfest. Im ersten Jahr der Patenschaft wurden die Eier roh mitgegeben. Ab dem 2. Jahr sind die Ostereier gekocht und werden selbstverständlich dann von den Kindern verzehrt. Inzwischen erfreuen sich diese kleinen Kunstwerke auch bei Touristen und Sammlern einer recht großen Beliebtheit und somit ist ein traditioneller sorbischer Ostereiermarkt ein Anziehungspunkt für Besucher aus nah und fern. (+)
Am Abend des 30. April jeden Jahres findet in vielen Dörfern das Hexenbrennen statt. In volksfestähnlicher Atmosphäre wird ein großes Reisigfeuer entzündet und symbolisch eine Hexe verbrannt. Dieser Brauch hat einen praktischen Nutzen: so ist der Obstbaumschnitt aus den Bauerngärten gleich mit entsorgt. (++)
Am Morgen des ersten Mai stellen die kräftigsten Männer des Dorfes, meist sind sie auch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, auf dem Dorfplatz den traditionellen Maibaum auf. Dieser muß auch nachts gut bewacht werden, denn wenn Burschen aus dem Nachbarort den Maibaum heimtückisch absägen, darf sieben Jahre lang kein Maibaum mehr aufgestellt werden. Ein Hänge-Kranz für den Maibaum wird bereits im April gefertigt. (++)
Mitte des 19. Jahrhunderts durfte an diesem Tag kein Gras mit der Sichel abgeschnitten werden, da man meinte, der Johannes werde erneut, wie einst durch König Herodes, geköpft. Um die Jahrhundertwende erhielten ehrbaren Burschen von ihren Mädels einen Blumenstrauß (strusk) angesteckt, bevor sie geschlossen zum Gottesdienst aufbrachen. Man sammelte Kräuter wegen ihrer besonderen Heilkraft zu diesem Termin. Man versuchte sich gleichzeitig vor Schaden zu schützen. (++)
Ab dem Frühjahr Himmelfahrt und Pfingsten, den ganzen Sommer bis Bartholomä 24. August ging man um die Felder, christliche Lieder singend, um für eine gute Ernte zu beten, um passendes Wetter für eine gute Ernte zu erbeten. Dieser Brauch wurde u.a. in Rohne zum 200jährigen Jubiläum des Njepila-Hof beim Umzug durch die Frauensingegruppe Rowniske glosy (Rohner Stimmen) lebendig dargestellt. Es gab bisher einen Videodreh und eine Veranstaltung im Jahr 2018 mit den Feldsängerinnen. (+)
Es ist auch bekannt, das wie beim Ostersingen die Mädchen sich Wochenendes zum Singen an den Singebänken im Dorf trafen und trällerten den ganzen Sommer bis Bartholomä 24. August, wie auch schon zwischen Fastnacht und Ostern. Sie wurden auch entlohnt für das Singen auf Beerdigungen (puste wecor), Hochzeiten und Taufen. Zur Kantorka wurde die gewählt, die die meisten Lieder singen konnte und natürlich auch am schönsten sang. Die war sozusagen die "Vorturnerin" für die anderen Sängerinnen und dies auch in der Spinntezeit. (+)
Der 24. Juni ist der Johannestag. Hier besonders von früher bekannt, ein aus 9 Kräutern bestehender Strauß wird zum Fenster hineingeworfen und soll Glück bescheren. Der von unserer Oma damals umgedrehte Besen an der Stalltür sollte das Schlechte fernhalten. (-)
Nachdem sich die Menschen im Frühjahr und Sommer um die Feldarbeit gemüht haben, werden im Herbst das Erntefest und die Kirmes gefeiert. Stolz präsentieren die Bauern und Bäuerinnen Ihre Ernte- und Zuchterfolge des Jahres. Zum Festabend finden meist auch Konzerte und Tanzabende statt.
Formationstanz mit 16 Paaren, welcher früher zu Erntefesten getanzt wurde. Dazu hatte jedes Paar einen Blumenkranz. Aktuell ist dieser Kranz nicht mehr zu sehen. Dieser Formationstanz wird zumeist auf den Halbendorfer Erntefesten gezeigt und meist in Verbindung mit dem Kranzreiten/Kranzstechen. (+)
Die Burschen, ein Tuch über die Augen, einen Dreschflegel in der Hand", schlugen in Schleife gegen 1880 nach dem Topf. "Wer ihn trifft, ist König, kral, und bekommt einen großen Kranz; auch werden ihm auf Kosten der Mädchen ein Tuch oder Weste gegeben. Dann treten die Mädchen in einen Kreis, fassen sich an und drehen sich im Kreis. Musik erschallt, der kral tritt mit verbundenen Augen in den Kreis und muß ein Mädchen greifen. Welche er kriegt, ist Königin, kralowka, und bekommt ein Tuch, Band oder dergleichen. Dann wieder Musik, König und Königin tanzen und gehen dann, sich führend, in die Schenke. Hier ist allgemeiner Tanz... (-)
Wird heute noch von manchen älteren Frauen gemacht. Der Gurkentopf stammt aus alter Zeit. Jeweils geschichtet werden 10 Gurken mit Estraton, Dill, Merettich, Weinlaub, Kirschenlaub etc. eingelegt. Je nach Außentemperatur früher oder später und Temperatur sind die Gurken würzig und sauer eher oder später durch. (-)
Wenn die Wildbirnen reif sind, bäckt meine Mutter heute noch Wildbirnen im Backofen. Diese werden für das Gericht für das "schlesische Himmelreich", als Stollenzusatz oder zum Nebenbeiverzehr verwendet und schmecken wie Datteln. (-)
Gut Essen und feiern, so mit Gans, Plinsen und Kuchen, Schnaps und Tanze am Abend. Kuchensorten wie Mohnkuchen, Apfelkuchen mit Rosinen, Streuselkuchen mit Pflaumen, Streuselkuchen mit Preiselbeeren, Streuselkuchen mit Blaubeeren, der Napfkuchen die Baba werden u.a. serviert.(++)
Am ersten Oktoberwochenende wird die Erntekrone feierlich in die Kirche getragen. Bei uns ist es Brauch für den Martinshof in Rothenburg bei der Kirche Spenden abzugeben. Dies können beispielsweise frisch eingekochte Konserven sein, die aus der Obsternte im Garten stammte. (++)
Totensonntag
Für den Totensonntag ist es in Rohne Tradition zuvor alle Gräber auf dem Friedhof mit besonders kunstvoller Grabgestaltung einzudecken. Sei es mit geschnittenen Fichte, Tanne, Lebensbaum, Efeu oder Buchsbaum. Als ob es eine Meisterschaft wäre sind wie mit Zirkel und Lineal die Gräber ein Grab schöner als das andere gestaltet.
Spinnte und Christkind
In der Adventszeit gibt es im Schleifer Kirchspiel eine Besonderheit: das Christkind, ein heidnischer Brauch. Das Schleifer Christkind ist nach dem 1. Weltkrieg 1918 kirchlich anerkannt und wurde seit dieser Zeit bisher immer am 1. Advent in der Schleifer Kirche eingesegnet.
8 Varianten gibt es in den 7 Dörfern des Kirchspiel Schleife. Trebendorf hat sogar 2 Varianten. Zu früherer Zeit wurde es in der Spinnstube angekleidet und dabei reich mit Bändern und Schleifen geschmückt. Jedes Mädchen des Dorfes, so erzählt man sich, gab 1 Band, sodaß z.B. beim Rohner Christkind die Zahl der Bänder zwischen 60-200 variiert. Es hat eine Rute aus Birke oder Besenginster, die mit Schnorkies geschmückt ist. Die Anordnung von Schnorkas und Bändern in den 7 Orten macht den Unterschied. Gesicht und Hände sind ebenfalls verhüllt, denn die Person des Christkindes ist ein Geheimnis und sollte Geheimnis bleiben. Es ist überliefert, daß das Mädchen, welches als Christkind geht, diejenige ist, die im nächsten Jahr als erste heiratet. Andernortes wurde das jüngste oder das fleißigste Mädchen der Spinnstube dazu auserwählt und zwar innerhalb von verschiedenen "Spinntespielen". Die Sage erzählt, daß das Christkind die Grenzen des Dorfes nicht überschreiten darf und andernfalls würde dies Unglück bringen! (Was würde sein, wenn ein Ort abgebaggert würde???)
Wem das Christkind sanft übers Gesicht streicht und dem es die Rute auf die Schulter auflegt, dem sind für das kommende Jahr Gesundheit und Glück beschieden, was es eigentlich immer tun wird. Die Spinntezeit beginnt zu Burghardi und endet am Aschermittwoch.
In dieser Zeit sollte die Arbeit, so sagt man sich spätestens nach 22 Uhr beendet sein, "sonst käme die Wurlawa, eine Art Hexe". (+)
Heutzutage ist eine Art Spinnte der Lumpentisch, zu welchem sich die Frauen des Njepila-Hof treffen, um alte Trachten neu aufzuarbeiten oder vor dem Wegschmeissen zu sichern und oder Trachten und Trachtenteile neu zu fertigen. Dies passiert notwendigerweise gegen die Regel auch nach dem Aschermittwoch ganzjährig. Die Spinnteveranstaltung im Njepila-Hof selbst ist heute zu einer Art Handarbeitstreff aller Spinnerinnen, Strickerinnen und Stickerinnen der umliegenden Region geworden. Auf jeden Fall gibt es Kaffee und Kuchen oder auch mal ein Kulturprogramm. (+)